Elektrotechnikermeister Klippel: „Mein Nachfolger weiß, worauf es im Prüfungswesen ankommt“


Axel Klippel vor einer Elektroverteilung

Elektroinstallateurmeister Axel Klippel, Geschäftsführer der Klippel und Wolf GmbH, Saarbrücken.

Interview spricht Elektroinstallateurmeister Axel Klippel über seine ehrenamtliche Tätigkeit.  
Nach über 30 Jahren im ehrenamtlichen Prüfungsausschuss der Elektroniker, davon 20 Jahren als Vorsitzender, übergibt der Saarbrücker Elektroinstallateurmeister Axel Klippel Ende August 2020 den Vorsitz an Elektroinstallateurmeister Ernst Zell. Klippel legte 1977 seine Meisterprüfung bei der Handwerkskammer des Saarlandes (HWK) ab. Bis Ende August ist er Geschäftsführer des Saarbrücker Elektromontage- Unternehmens Klippel und Wolf Gmbh mit 30 Mitarbeitern, davon sechs Auszubildende, unweit der Stengelbauten am Saarbrücker Ludwigsplatz. Anfang September 2020 übergibt er das Unternehmen an seine Tochter. Klippel engagiert sich stark im Ehrenamt: Neben der Tätigkeit im Prüfungsausschuss – für Elektroniker für Energie- und Gebäudetechnik – war er fünf Jahre Mitglied der HWK-Vollversammlung, 20 Jahre im Vorstand der Elektro-Landesinnung im Saarland (zuständig für Berufsausbildung) und 20 Jahre Delegierter im Arbeitgeberverband des Saarländischen Handwerks.
 
DHB: Herr Klippel, welche Veränderung haben sich über die drei Jahrzehnte Ihrer Tätigkeit im Prüfungsausschuss für Elektroniker ergeben?
Klippel: Am auffälligsten ist der Rückgang der Zahl unserer Auszubildenden. Früher hatten wir jährlich zwischen 200 und 220, heute sind es mit 100 bis 110 gerade mal noch die Hälfte. Das ist bedauerlich und keine gute Entwicklung für den Nachwuchs in diesem Beruf. Die Ausbildung ist vor dem Hintergrund der Digitalisierung mittlerweile hochwertiger und anspruchsvoller geworden, das setzt natürlich die nötigen Bewerberprofi le voraus. Ständige Fort- und Weiterbildung sind wichtig, um mit den sich schnell verändernden Anforderungen, auch mit den Produkten der Industrie mitzuhalten. Schade ist der äußerst geringe Frauenanteil in diesem Beruf, ich erinnere mich an 2018 mit gerade mal einer einzigen Frau in der Ausbildung. Ein persönliches Wort: Wir haben bei der HWK ein tolles Team im Elektrobereich und sind auch technisch für überbetriebliche Lehrgänge und das Prüfungswesen sehr gut ausgestattet.
 
DHB: Die vergangenen Wochen nehmen wir alle als besondere Herausforderung wahr. Hat es ein mit der Corona-Pandemie vergleichbares Ereignis schon einmal gegeben?
Klippel: Nein, so etwas gab es noch nie. Wir mussten darauf reagieren. Etwa mit den bekannten Hygienemaßnahmen, mit einer Verringerung der Zahl der Prüflinge. Dafür wurden mehr Prüfläufe angesetzt. Die Prüflinge gingen teilweise nicht zur Schule und mussten sich selbst vorbereiten. Dennoch war die Quote des Nicht-Bestehens nicht höher als in normalen Zeiten. Noch ein Wort zu dem Selbstverständnis der Prüfer: Wir sind daran interessiert, möglichst vielen jungen Menschen mit dem Gesellenbrief den Start ins Leben und damit die Chance zum späteren Aufstieg im Handwerk zu geben. Aber hier führt an meinem Wahlspruch kein Weg vorbei: Ohne Fleiß kein Preis!
 
DHB: Worauf kam es beim Prüfungsmanagement in den vergangenen Wochen an?
Klippel: Wir haben pro Jahr zwei Prüftermine: den ersten im Januar/ Februar, den zweiten im Mai/Juni. Betroffen von Corona war also nur der Sommertermin. Wie gesagt, wir haben alles streng nach den Vorgaben abgewickelt ohne jeden Zwischenfall. Die HWK hat alles Nötige hervorragend vorbereitet.
 
DHB: Warum ist ehrenamtliches Engagement auch im Prüfungswesen der Handwerkskammer wichtig?
Klippel: Hier gilt wie im gesamten Handwerk, ja in der gesamten Gesellschaft: Ohne verantwortungsvoll ausgeübtes Ehrenamt im Sinne einer gesellschaftlichen Verpflichtung funktioniert unser demokratisches Staatswesen nicht. Daher ist für viele Handwerker – egal, in welcher Funktion – ehrenamtliches Engagement selbstverständlich. Denn Sachverstand und praktisches Betriebswissen sind Voraussetzung im Prüfungswesen. Das Zusammenspiel im Ausschuss mit Arbeitnehmervertretung und Lehrkörper klappt ausgezeichnet, wir haben Hand in Hand gearbeitet. Und wenn es doch mal Probleme gab, wurden diese auf vernünftige Weise zum Wohl aller Beteiligten gelöst. Ehrenamt kostet Zeit, die im Betrieb fehlt. Wer sich dafür entscheidet, muss mit ganzem Herzen dabei sein.
 
DHB: Welchen Rat geben Sie Ihrem Nachfolger und künftigen Prüflingen mit auf den Weg?
Klippel: Mein Nachfolger Ernst Zell aus Saarwellingen ist ein erfahrener Elektromeister, der weiß, wo es im Prüfungswesen langgeht. Also da gibt es Kontinuität. Den künftigen Lehrlingen sage ich: Nehmt Eure Ausbildung vom ersten Tag an ernst! Was anfangs verpasst wird, ist nur schwer nachzuholen. Wir müssen – wie überall – Anforderungen stellen. Der Gesellenbrief ist schließlich die Fahrkarte für das Berufsleben. Auf dem kann man aufbauen, später seinen Meister oder Techniker machen oder ein eigenes Unternehmen gründen! Und schließlich: Der Elektroberuf ist ein Gefahrenberuf: Personenschutz steht über allem!
 
DHB: Danke für das interessante Gespräch, Herr Klippel