Goldener Herbst im Saar-Handwerk


Die HWK-Spitze mit Handwerkern

© Lutz

Die Konjunktur im saarländischen Handwerk läuft weiter rund. Das zeigt die Herbstumfrage der HWK.
Die Handwerkskammer des Saarlandes (HWK) befragte rund 1.400 Handwerksbetriebe. Die Stimmung ist positiv. Umsätze und Auf­tragsbestände legen leicht zu. Obwohl der Blick auf das vierte Quartal et­was verhaltener ausfällt, ist eine Konjunkturschwäche nicht in Sicht. „Die Handwerkskonjunktur erlebt derzeit einen goldenen Herbst. Dies drü­cken die positive Stimmung und die hohen Zufrieden­heitswerte aus. Auch die Kapazitätsauslastung und Auftragsreichweite bewegen sich weiterhin auf ho­hem Niveau. Gleichwohl lassen offensichtlich Meldungen über eine Verlang­samung der gesamtwirtschaftlichen Konjunktur die Inhaber der befragten Handwerksbetriebe nicht völlig unbeeindruckt, so dass der Blick nach vorne nicht ganz so optimistisch ausfällt wie vor einem Jahr“, fasst HWK-Präsident Bernd Wegner die Ergebnisse der Herbstumfrage zusammen. In der Gesamt­schau könne man aber vorbehaltlos feststellen, dass das saarländische Hand­werk aktuell sowie in den kommenden Monaten ein wichtiger Stabilitätsan­ker der Saarwirtschaft ist beziehungsweise bleiben wird.
 
Daran hat auch die Innova­tionsbereitschaft und Kreativität der saarländi­schen Handwerksunternehmen ihren Anteil. “Selbst in guten konjunkturellen Zeiten dürfen wir nicht vergessen, dass unser Wohlstand ganz wesentlich auch auf dem Erfindungsreichtum zahlreicher Unternehmerinnen und Unter­nehmer basiert. Ihr Mut hat den Weg für viele technologische Neuerungen geebnet”, betont HWK-Hauptgeschäftsführer Dr. Arnd Klein-Zirbes in diesem Zusam­menhang. Dieses Unternehmertum habe „Made in Germany“ zu einem echten Qualitätssiegel gemacht. Damit das auch künftig so bleibt, braucht es Innovationen. Das kann neue Produktionstechniken ebenso umfassen wie neue Investitions- oder Konsumgüter. Innovationen sind eine zentrale Voraussetzung zur langfristigen Sicherung der Wettbewerbsfähigkeit. “Sie sind ein wichtiger Aktionsparameter, um sich von Konkurrenten abzuheben. Das gilt insbesondere für unseren Wirtschaftsbereich. Unsere Handwerks­unternehmen sind hochinnovativ und leisten einen wichtigen Beitrag dazu, dass sich unsere Wirtschaft weiterentwickeln kann”, so der HWK-Hauptge­schäftsführer. Das habe der Innovations- und Kreativpreis 2019, den die HWK und die Sparkassen-Finanzgruppe ausloben, eindrucksvoll gezeigt.
 
Bei diesem Wettbewerb erhielt Erik Martini aus Völklingen den ersten Preis als Erfinder des sogenannten „Fresh Air Conditioner“. Dieser neuartige Luftauslass ar­beitet ohne Kühlmittel und wird im Neubaubereich zur ökologischen Kühlung und Erwärmung von Räumen eingesetzt. Kälteanlagenbauermeister und Be­triebswirt (HwO) Erik Martini, öffentlich bestellter und vereidigter Sachver­ständiger der HWK im Bereich Kälte, Klima, Lüftung und Wärmepumpen, un­terstreicht die Bedeutung von Innovationen für die neu gegründete TCA.systems GmbH im Hinblick auf die unternehmerische Entwicklung: „Sich mit innovativen Produkten von Wettbewerbern abzugrenzen ist wichtig. Ziel ist es, das eigene Unternehmen positiv auf die wirtschaftliche Entwicklung für unsere Zukunft vorzubereiten. Meine Innovation bietet mir die Möglichkeit, neue Märkte zu erschließen.“
 

Lage im dritten Quartal 2019

Die befragten Handwerksbetriebe bewerten ihre Geschäftslage im dritten Quartal sehr positiv. Der Stimmungsindikator hält sein hohes Niveau. Insge­samt 94 Prozent (Herbst 2018: 95 Prozent) der Betriebe sprachen von einem guten (54 Prozent) oder befriedigenden (40 Prozent) Geschäftsverlauf. Schlecht liefen die Geschäfte nur bei sechs Prozent (Herbst 2018: fünf Pro­zent) der Betriebe.
 
Handwerkliche Leistungen bleiben gefragt. 30 Prozent der Betriebe (Herbst 2018: 39 Prozent) verzeichneten einen Auftragszuwachs. Diesen standen 22 Prozent (Herbst 2018: 17 Prozent) gegenüber, die einen Rückgang verbuch­ten. Der Saldo zwischen Zuwachs und Abnahme lag damit bei acht Prozent; im gleichen Zeitraum des Vorjahrs waren es noch 22 Prozent. Insgesamt be­richten 78 Prozent (Herbst 83 Prozent) von einem konstant gebliebenen oder höheren Auftragsbestand. 
 
Per Saldo positiv, jedoch etwas gebremster, verlief die Umsatzentwicklung. 27 Prozent (Herbst 2018: 32 Prozent) der Unternehmen schlossen das dritte Quartal mit einem Umsatzplus ab und 50 Prozent der Handwerksbetriebe hatten so hohe Erlöse wie im Vorquartal. Aber 23 Prozent, sieben Prozent­punkte mehr als im Herbst 2018, beklagten rückläufige Umsatzzahlen.
 
Die Auslastung der betrieblichen Kapazitäten bleibt weiter hoch. Sie lag im Gesamthandwerk bei durchschnittlichen 83 Prozent und damit nur einen Pro­zentpunkt unter dem Herbstwert des Vorjahres. 41 Prozent der Unterneh­men meldeten eine Auslastung von über 90 Prozent. Der Anteil derer, die eine Maximalauslastung von höchstens der Hälfte ihrer Betriebskapazitäten verzeichneten, lag bei geringen drei Prozent (Herbst 2018: fünf Prozent). Die Auftragsreichweite betrug im Schnitt 8,5 Wochen (Herbst 2018: 8,7 Wochen).
 
Die Beschäftigungsentwicklung belebte sich leicht. 19 Prozent (Herbst 2018: 17 Prozent) der Betriebe gaben an, zusätzliches Personal eingestellt zu ha­ben. Hingegen sanken bei 13 Prozent (Herbst 2018: elf Prozent) die Zahl der Mitarbeiter. 68 Prozent (Herbst 2018: 73 Prozent) der Unternehmen änder­ten ihren Personalbestand nicht.
 

HWK-Geschäftsklimaindex

Der HWK-Geschäftsklimaindex, der neben der aktuellen Geschäftslage auch die Zukunftserwartungen der Betriebe beinhaltet, bewegt sich im Vergleich der zurückliegenden Jahre noch immer auf einem hohen Niveau. Doch der Höhenflug wurde durch die vergleichsweise zurückhaltenden Erwartungen an die kommenden Monate sichtbar gebremst. So fiel der Index im Vergleich zum Herbst 2018 um 17 Zähler und liegt aktuell bei 120 Punkten. Gründe da­für können Medieninformationen sein, wonach die gesamtwirtschaftliche Entwicklung in diesem Jahr schwächer im Vergleich zum Vorjahr ausfallen dürfte. Diese Wachstumsdelle dürfte vorwiegend auf die Entwicklungen rund um den Brexit sowie auf die möglichen Folgen der globalen handelspoliti­schen Auseinandersetzungen zurückzuführen sein.
 

Erwartungen an das vierte Quartal

Der Blick auf das letzte Quartal des Jahres fällt nicht mehr ganz so zuversicht­lich aus wie in den vergangenen sechs Jahren. Darauf deutet der leicht nega­tive Saldo zwischen den „Besser-“ und „Schlechter-“ Meldungen hin. In die­sem Herbst erwarten 18 Prozent der Betriebe und damit zehn Prozentpunkte weniger als im Herbst 2018 eine Verbesserung ihrer Geschäftslage. Ihnen stehen 17 Prozent (Herbst 2018: acht Prozent) gegenüber, die eine Eintrü­bung befürchten. Trotz allem: Insgesamt 83 Prozent (Herbst 2018: 92 Pro­zent) der Befragten erwarten eine gleichbleibende oder bessere Geschäfts­entwicklung. Damit relativiert sich das auf den ersten Blick negative Bild et­was. Denn die Umfragewerte hinsichtlich der aktuellen Geschäftslage bewe­gen sich schon seit Jahren auf einem hohen Niveau. Dass die Betriebsinhaber nun etwas vorsichtiger werden, dürfte wohl deren Ver­mutung geschuldet sein, dass irgendwann „die Luft nach oben dünner wird.“
 
Der Aufwärtstrend bei den Umsätzen wird aller Voraussicht nach anhalten, allerdings mit verminderter Geschwindigkeit. Per Saldo ist die Umsatzprog­nose nicht mehr ganz so positiv wie vor einem Jahr. 24 Prozent (Herbst 2018: 31 Prozent) der Betriebe sind davon überzeugt, das letzte Quartal dieses Jah­res mit einem Plus abschließen zu können. 18 Prozent (Herbst 2018: zwölf Prozent) erwarten sinkende Umsätze.
 
Auch die Prognosen bezüglich der Auftragseingänge fallen deutlich gedämpf­ter aus. So rechnen 21 Prozent (Herbst 2018: 31 Prozent) mit einer Zunahme der Auftragszahlen und ebenso viele (Herbst 2018: zehn Prozent) erwarten einen Rückgang. 58 Prozent der befragten Betriebe sind der Auffassung, dass die Zahl der Bestellungen konstant bleiben wird.
 
Leicht positiv bleibt per Saldo die Nachfrage nach Mitarbeitern. Immerhin gab jeder zehnte Betrieb an, (Herbst 2018: zwölf Prozent) zusätzliche Mi­tar­beiter einstellen zu wollen. 83 Prozent (Herbst 2018: 82 Prozent) und damit die Mehrzahl der Unternehmen beabsichtigen, ihre Mitarbeiterzahl un­verän­dert zu lassen. Dass es zu einem Stellenabbau kommen könnte, geben nur sieben Prozent der Befragten an (Herbst 2018: fünf Prozent).
 
Saarbrücken, 12. November 2019